Lösungswege

Lösungswege

Manchmal ist mit einem länger andauernden Konflikt der Eltern so viel Stress für alle Familienmitglieder verbunden, dass Du Dir vielleicht gar nicht mehr vorstellen kannst, dass es auch wieder besser wird. Die gute Nachricht ist aber: Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Lösungswege, die auch in Deiner Familie dazu führen können, dass es das wird. Grob zu unterteilen sind sie in außergerichtliche oder einvernehmliche auf der einen und gerichtliche Konfliktbeilegung auf der anderen Seite. Oft empfiehlt sich sogar eine Kombination.

Bevor du weiterliest …

Du bist nicht dafür verantwortlich, eine Lösung für die Probleme Deiner Eltern herbeizuführen. Ebenso wenig ist es Deine Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass Deine Eltern weniger niedergeschlagen oder wütend oder verletzt sind. 

Deshalb handelt diese Rubrik nicht davon, was Du zu diesem Zweck unternehmen kannst oder welchen Weg zu einer Lösung wir Dir empfehlen würden. Jedoch bekommst Du sicher mit, welchen Weg Deine Eltern einschlagen. Vielleicht sprechen sie mit Dir über die nächsten Schritte, während derer sie sich Unterstützung außer- oder innerhalb eines Gerichtssaals suchen. Das möchtest Du besser verstehen. Möglicherweise fragst Du Dich, welche Rolle Du mit Deiner Meinung und Deinen Interessen dabei spielst.

Beratungsangebote

Hast Du Deinen Lebensmittelpunkt in Deutschland, können Sie sich Deine Eltern – einzeln oder gemeinsam – an das Jugendamt oder andere Erziehungs- und Familienberatungsstellen wenden. Hier finden sie Informationen und Unterstützung bei der weiteren Lösungsfindung. 

Auch Eltern, die außerhalb Deutschlands leben, haben das Recht, diese Beratung in Anspruch zu nehmen; gegebenenfalls mit Hilfe einer Übersetzung.

Weil es nicht immer einfach ist mit der Beratung über eine große Entfernung in einer anderen Sprache, können sich Eltern auch zuerst bei uns als Zentrale Anlaufstelle wenden. Unsere Beratenden nehmen dann, wenn erforderlich, für den Elternteil im Ausland Kontakt zum zuständigen Jugendamt auf.

Auf unserer Hauptseite zank.de finden erwachsene Ratsuchende eine Ansprechpartnersuche, die auch Beratungsstellen in der Nähe listet.

Das Jugendamt ist die für Kinder, Jugendliche und Familien zuständige Behörde in einer Stadt oder in einem Landkreis. Es hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung zu fördern, sie zu schützen und Eltern in der Wahrnehmung der elterlichen Verantwortung zu unterstützen

Die Mitarbeitenden des Jugendamtes beraten Eltern auch, wenn diese sich trennen und klären wollen, wie sie sich auch nach der Trennung gemeinsam um ihre Kinder kümmern und Verantwortung übernehmen können. Oft informieren Jugendamtsmitarbeitende auch zu speziellen Angeboten, zum Beispiel über lokale Gruppen für Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich getrennt haben.

Leider scheuen sich manche Eltern, Kontakt zum Jugendamt aufzunehmen und sich beraten zu lassen.

Kinder und Jugendliche dürfen sich jederzeit selber an das Jugendamt wenden und um Unterstützung bitten – auch ohne, dass die Eltern davon erfahren. 

Was Mediation bringen kann

Ein außergerichtlicher Weg der Konfliktbeilegung in Familienkonflikten ist die Mediation. Das Wort Mediation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Vermittlung“. Und genau darum geht es: Eine unbeteiligte Person, die Mediatorin oder der Mediator, unterstützt Eltern, sich über Dinge zu einigen, über die sie sich alleine nicht einigen können.

Die Mediation ist eine allparteiliche Methode. Eine Mediatorin / ein Mediator schlägt sich auf keine Seite, sondern hört Deinen Eltern, sollten Sie sich für eine Mediation entschieden haben, gleichermaßen zu und versucht, ihre jeweilige Perspektive zu verstehen. Teils spricht die Person ausschließlich mit einem Elternteil und der andere hört einfach zu. Dann wieder gibt es Phasen, in denen beide Elternteile adressiert werden – oder aber die Mediatorin / der Mediator ihrem Dialog untereinander lauscht. Dabei sorgt sie / er dafür, dass Deine Eltern respektvoll miteinander umgehen, sich nicht anschreien oder beleidigend werden.

Ziel ist eine Lösung, die beide mittragen können. Bei einer Familienmediation in Konflikten um die elterliche Sorge, den Umgang oder Deinen künftigen Wohnort geht es zudem immer darum, eine für Dich gut funktionierende Lösung zu entwickeln. Deshalb wirst Du möglicherweise beteiligt. Es kann es vorkommen, dass während der Mediationssitzungen auch ein Gespräch mit Dir stattfindet. Das Gespräch, in dem es um Deine Perspektive auf die Dinge geht, findet in der Regel ohne Deine Eltern statt. Selten wirst Du aber auch gebeten, direkt an einer der Sitzungen Deiner Eltern teilzunehmen.

An einer Mediation nehmen Deine Eltern freiwillig teil. Sie kann statt oder im Rahmen eines familiengerichtlichen Verfahrens angestoßen werden.

Ja, man spricht von einer internationalen Familienmediation. Sie kann gegebenenfalls online stattfinden, wenn Deine Eltern weit entfernt voneinander entfernt leben. Das Verständnis von Mediation kann sich außerdem zwischen Ländern unterscheiden. 

Wir, der Internationale Sozialdienst (ISD), und unsere Arbeitspartner beraten zum Rahmen einer internationalen Familienmediation.

Wenn Deine Eltern ihre Kommunikation auch deshalb als herausfordernd empfinden, weil sie aus unterschiedlichen Ländern kommen oder in anderen Wertesystemen aufgewachsen sind, lässt sich das meist gut innerhalb der Mediation berücksichtigen. Es ist zum Beispiel möglich, eine Mediation mit zwei vermittelnden Personen durchzuführen. Das kann sich aus verschiedenen Gründen anbieten, unter anderem um verschiedene kulturelle Prägungen oder Erstsprachen zu berücksichtigen.

Damit sich Deine Eltern im Anschluss an die Mediation auf die möglicherweise erzielten Vereinbarungen verlassen können, gibt es die Option, diese notariell oder von einem Gericht beurkunden zu lassen. Sowohl Deine Mutter als auch Dein Vater können sich dann künftig auf ihre Abmachungen berufen und sie im Zweifel durchsetzen.

Mediationssitzungen wiederholen sich häufig über mehrere Wochen, bis entweder Lösungen gefunden sind oder Eltern festgestellt haben, dass sie doch einen anderen Weg gehen müssen.

Denn: Eine Mediation funktioniert nicht immer – weil die Eltern noch zu verletzt sind und zu zerstritten, zum Beispiel. Das ist schade, aber kommt gar nicht so selten vor. Je nachdem, in welchem Rahmen die Mediation stattfand, fällt entweder anschließend das bereits involvierte Familiengericht die nötigen Entscheidungen für Deine Eltern oder ein entsprechendes Verfahren kann angestrebt werden.

Vor dem Familiengericht

Scheint ihnen eine Einigung über Fragen, die Dich betreffen, unmöglich, können Deine Eltern ein Familiengericht einschalten. Dort wird dann verhandelt, wie es weitergeht

Sind Deine Eltern darüber uneins, entscheidet das Familiengericht zum Beispiel, bei wem Du wohnen sollst. Eine gerichtliche Entscheidung kann aber auch andere Aspekte des Sorgerechts oder den Umgang, das heißt den Kontakt zwischen Dir und dem Elternteil, bei dem Du nicht wohnst, betreffen. Ein Familiengericht ist ebenfalls zuständig, falls ein Elternteil ohne Einverständnis des anderen mit Dir in ein anderes Land gezogen ist und nun ein Rückführungsantrag vorliegt.

Normalerweise ist ein Gericht in dem Land zuständig, in dem Du gewöhnlich lebst. 

Ein Gerichtsverfahren kann belasten und Befürchtungen auslösen. Deine Eltern sprechen währenddessen vielleicht nicht gut miteinander. Nicht selten kann ein Gerichtsverfahren jedoch auch eine Chance sein, weil Dinge geregelt werden. Das entlastet Familien.

Um angesichts von Krisen und Konflikten in Familien eine gute Lösung für Deine Zukunft zu finden, wird ein Familiengericht in der Regel alle Beteiligten anhören. Deine Perspektive wird es dabei unterschiedlich stark berücksichtigen, je nachdem, wie alt Du bist, und nach Art des Verfahrens. 

Im Mittelpunkt der familiengerichtlichen Entscheidung steht auf jeden Fall die Frage, was für Dich als Kind das Beste ist

Vor dem eigentlichen Gerichtstermin haben Mitarbeitende des Jugendamtes ausführlich mit Dir und Deinen Eltern gesprochen. Sie haben euch vielleicht zu Hause besucht und wissen jetzt, wie ihr lebt. Darüber schreiben sie einen Bericht.

Während des Verfahrens macht sich die Richterin oder der Richter auch ein Bild darüber, was Du zu allem denkst. Dafür spricht sie/er in der Regel mit Dir. Wie alt Du sein musst, damit das so ist, wird vom Familiengericht entschieden.

Damit weder Du noch die Richterin oder der Richter durch Deine Eltern abgelenkt werden, findet dazu ein gesondertes Treffen statt. Du kannst Deine eigene Meinung sagen und Fragen stellen

Möglicherweise bestellt das Gericht einen Verfahrensbeistand oder eine Verfahrensbeiständin für Dich. Ähnlich wie die Rechtsanwältin / der Rechtsanwalt Deiner Eltern vertritt diese Person Deine Interessen. Ihr kannst Du mitteilen, wenn Du den Wunsch hast, direkt mit der Richterin oder dem Richter zu sprechen und sie begleitet auch Dein Gespräch.

Du darfst vor Gericht in jedem Fall sagen, was Du dir wünschst. Dein Wille wird Deinem Alter entsprechend berücksichtigt. Grob gesagt: von älteren Jugendlichen mehr, von jüngeren weniger. Außerdem kommt es immer auch darauf an, worum es im Familiengerichtsverfahren genau geht.

Nicht immer entscheidet das Familiengericht so, wie Du es Dir gewünscht hättest. 

Für manche Jugendliche ist eine Entscheidung erst einmal enttäuschend. Viele berichten aber auch, wie erleichtert sie sind, eine Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen.

Du hast weitere Fragen zum Ablauf von Gerichtsverfahren? Du möchtest erfahren, wie es nach einer konkreten familiengerichtlichen Entscheidung für Dich weitergeht? Nimm Kontakt zu uns auf und wir reden darüber!