Wohin mit dem Kummer?

Wohin mit dem Kummer?

Diese Seiten sind für Dich als jungen Menschen ab circa zwölf Jahren und für andere in Deinem Alter. Die Sorgen, die Dich und die anderen Jugendlichen hierherführen, können sich sehr ähneln oder auch sehr ungleich voneinander sein. Logisch: Was wir hier als „Kummer“ bezeichnen, das wird ebenso individuell verschieden sein, wie Deine Situation und Familienkonstellation. 

Alles anders?

Eltern können entscheiden auseinanderzugehen – und dennoch weiter im Konflikt miteinander stehen. Es kommt ebenso vor, dass die Trennung schon lange zurückliegt und auf einmal werden Umzugspläne zum Auslöser eines Konflikt. Das äußert sich zum Beispiel in Streits um die Zukunft der Familie oder aber auch darin, dass Eltern zwischenzeitlich gar nicht mehr miteinander sprechen

All das tut weh und macht den meisten Kindern und Jugendlichen erst einmal Angst. Insbesondere wenn es darum geht, in welchem Land das eigene Zuhause sein soll. 

Vielleicht kam die Verkündung der Trennung unerwartet. Manchmal löst die Trennung der Eltern aber auch ein Gefühl der Erleichterung aus, weil das vorhergegangene Streiten schon ziemlich belastend war. In einigen Familien können viele Konstanten des Alltags aufrecht erhalten bleiben; in anderen scheint sich mit einem Mal einfach alles zu ändern. 

Eins steht auf jeden Fall fest: Familien, in denen die Eltern ihre Paarbeziehung beenden und in unterschiedlichen Ländern leben wollen, stehen vor ganz unterschiedlichen praktischen und emotionalen Herausforderungen. Der veränderte Alltag und die Unsicherheit strengen an. Ein pauschales Richtig oder Falsch, wie Du als Jugendliche oder Jugendlicher damit umgehst, was Du fühlst, gibt es dabei nicht. Und wenn Du ganz viel gleichzeitig empfindest? Oder mal das eine, mal das andere? Auch damit bist Du nicht allein.

Anlaufstellen für Dich

Manchmal fehlen die Worte. Häufig hilft es trotzdem, einfach anzufangen darüber zu sprechen. Gut geht das mit einer Person, die nicht im Familienkonflikt beteiligt ist, die zuhört und sich Zeit nimmt.

Neben ZAnK gibt es noch viele weitere Kontakte, an die Du Dich wenden kannst.

Bei der Telefon-Hotline Nummer gegen Kummer werden schon seit vielen Jahren Kinder und Jugendliche zu ganz verschiedenen Themen beraten. Du kannst dort einfach unter der Telefonnummer 116111 anrufen oder Dein Anliegen im Chat sowie als Mail formulieren. Die Beratung ist kostenlos und anonym.

Mehr Informationen: Nummer gegen Kummer

So etwas wie die „Nummer gegen Kummer“ gibt es nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. 23 EU-Mitgliedstaaten sowie sieben weitere europäische Länder bieten ein telefonisches (oder digitales) Gesprächsangebot an. Egal in welchem dieser Länder Du Dich befindest, mit der Telefonnummer 116111 erreichst du zu den jeweiligen Sprechzeiten jemanden. Auf der Webseite findest Du Angebote zu Online-Beratungen der einzelnen Länder.

Mehr Informationen: Child Helpline International

Deutschlandweit gibt es viele Erziehungs- und Familienberatungsstellen, bei denen Eltern, Kinder und Jugendliche kostenfrei Termine wahrnehmen können. 

Neben einer Beratungsstellensuche und zusätzlich zu den Angeboten vor Ort bietet die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. eine Online-Beratung für Jugendliche. Auch hier ist die Beratung kostenlos und anonym und du kannst zwischen Einzelberatung, Gruppenchats und spezifischen Themengesprächen auswählen.

Mehr Informationen: Online-Beratung des Fachverbands für Erziehungs- und Familienberatung

Wenn Du auf der Suche nach einem Gesprächsangebot zu einer ganz spezifischen Fragestellung bist, dann guck Dich bei der bundesweiten Telefon- und Internetberatung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. (DAJEB) um. Dort sind zum Beispiel Kontakte gelistet, bei denen Du Informationen über Psychotherapie-Angebote erhältst, ein muslimisches Seelsorgetelefon oder für Hilfe bei Trauer und Abschied.

Mehr Informationen: Bundesweite Telefon- und Internetberatung von DAJEB

Was sonst gegen den Stress hilft

Kennst Du das: Du wagst gar nicht, von Deiner eigenen Belastung zu berichten, weil Du Deinen Eltern nicht noch mehr Sorgen machen möchtest? Vielleicht nerven Deine Eltern Dich aber auch ganz schön mit ständigem Nachfragen? 

Unser Rat: Teile mit Deinen Eltern dennoch, wie es Dir geht. So können sie am besten auf Deine Bedürfnisse achten und sich bemühen, Dich dort einzubeziehen, wo es Dir wichtig ist. Versuche Deinen Eltern – ja, möglichst beiden – Deine Anliegen zu erörtern. Äußere Deine Wünsche, auch wenn sie möglicherweise nicht erfüllt werden können. Stelle Fragen, wenn Du Dinge nicht verstehst.

Eltern sind manchmal sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt. Das wird auch wieder besser. In der Zwischenzeit gibt es bestimmt noch andere Personen in Deinem Leben, denen Du Dich anvertrauen kannst. Sei es mit schweren Gefühlen oder Erleichterung, mit Nervosität oder Vorfreude. Es kann eine große Entlastung sein und zur Entspannung beitragen, seine Gedanken mit einer anderen Person zu teilen und sie nicht mehr ganz allein herum zu tragen. Also sprich einen Kumpel an, Deine Großtante, die Jugendgruppenleitung, Deine Fußballtrainerin oder den befreundeten Kollegen im Nebenjob…

Wenn Dir nicht danach ist, lange zu reden, sagst Du das einfach. Dann verbringt ihr einfach so Zeit miteinander, die gut tut.

Fragst Du Dich, warum ausgerechnet nur in Deiner Familie Krise angesagt ist? Dann kann es helfen, sich mit anderen Jugendlichen zu verbinden, die ebenfalls unter Stress stehen, weil ihre Eltern um das Sorgerecht oder Umgangsregelungen streiten. Du kennst niemanden? 

In vielen Orten bieten soziale Träger dafür Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche an. Meist heißen diese Angebote Trennungskindergruppe oder Gruppe für Kinder von getrennten Eltern. Ob es etwas Passendes für Deine Altersgruppe in der Nähe gibt, findest Du am besten gemeinsam mit einem Elternteil heraus.

Die Gruppen werden meist geleitet von Sozialarbeitenden, die ein offenes Ohr haben und sich aufgrund ihrer Erfahrung gut vorstellen können, wie es Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit geht. Sie bieten Dir einen geschützten Raum. Dort wirst Du merken: Allein bist Du mit Deinem Kummer nicht. 

Lesetipps

Weil auch Lesen gegen das Gefühl hilft, alleine dazustehen, hier einige Empfehlungen. Hast Du ein Lieblingsbuch zum Thema?

„Zwei Zimmer für Cleo: Wenn Eltern sich trennen und wie es danach weitergeht“

von: Julia Weißflog, Laura Marie Köcher, Sahar Ladkani, Sandrine Ngono und Annika Stöhr
erschienen: 2019
Verlag: Hogrefe AG
Dieser Ratgeber beginnt mit der Erzählung einer Geschichte; auch schon für Jüngere.

„Meine Eltern trennen sich. Der Ratgeber für Jugendliche“

von: Elisabeth Schöberl
Erschienen: 2004
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag (Wien)

„Scheidung. Meine Eltern trennen sich“

von: Peter Balscheidt von Sauberzweig und anderen
erschienen: 2003
Verlag: Pro Juventute (Zürich)

„Lena auf dem Dach“

von: Peter Härtling
erschienen: 2005
Verlag: Beltz und Gelberg (Weinheim)

„Einen Vater habe ich auch“

von: Christine Nöstlinger
erschienen: 2000
Verlag: Beltz und Gelberg (Weinheim)

„Getrennte Wege“

von: Brigitte Blobel
erschienen: 2011
Verlag: Arena-Verlag (Braunschweig)

„Charlottes Traum“

von: Gabi Kreslehner
erschienen: 2013
Verlag: Beltz und Gelberg (Weinheim)

„All die verborgenen Dinge“

von: Sarah Moore Fitzgerald
erschienen: 2017
Verlag: Fischer KJB (Frankfurt)

„Und du kommst auch drin vor“

von: Alina Bronsky
erschienen: 2017
Verlag: Dtv (München)

„Die Königinnen der Würstchen“

von: Clémentine Beauvais
erschienen: 2017
Verlag: Carlsen Verlag (Hamburg)